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1. Mittelalter - S. 118

1879 - Dillenburg : Seel
— 118 — reich sprach der Kaiser die Reichsacht aus und übertrug die Aus- f sühruug derselben dem Burggrasen von Nürnberg, welcher auch -sofort die Länder des Geächteten mit dem Reichsheere besetzte. ' Das Koncil erklärte Papst Johann seiner Verbrechen wegen für abgesetzt; bald daraus gerieth er in die Gefangenschaft des Kaisers, I der ihn mehrere Jahre gefangen hielt, woraus er zu Rom starb. ; Der zweite Papst Gregor Xii. legte seine Würde nieder; der j dritte dagegen, Benedikt Xiii., hatte sich in den Schutz des! Königs von Aragonien begeben. Dorthin reiste Sigismund, um ' ihn gütlich zur Abdankung zu bewegen. Diese Reise, welche sich ' auch bis Paris und London erstreckte, kostete den Kaiser so viel, Geld, daß er, der ohnehin immer in Geldverlegenheit war, bei-Friedrich von Hohenzollern große Geldsummen aufnehmen mußte,! wofür er ihm später (nach andern für die Geldsummen, welche Friedrich zur Rettung des fast verlornen Landes aufwenden mußte) i Brandenburg als erbliches Reichslehen übergab. Diese Verleihung legte den Grund zu dem mächtigen brandenburgischen Staate (s. u.) ■ Die für die Kirche so verhängnisvolle Spaltung war 6e= j seitigt. Da drangen die Deutschen darauf, daß vor der Wahl eines neuen Papstes eine Kirchenverbesserung vorgenommen werden aber die andern Nationen waren dagegen, und so erfolgte die Wahl des neuen Papstes Martin V. Dieser wich einer allgemeinen Kirchenverbesserung geschickt aus und schloß statt deren mit den verschiedenen Nationen Einzelverträge (Coneordate) ab, in welchen er Abstellung der gröbsten Misbräuche versprach, durch, welche aber die Macht des Papstes in keiner Weise geschmälert wurde. Der Ausbruch einer Seuche in Gonstanz war ihm ein willkommener Anlaß, das Concil aufzulösen. Ein Hauptzweck' des Concils, die Kirchenverbesserung, war damit völlig gescheitert, und das Versprechen, alle Zehn Jahre ein Concil abzuhalten,, war nur ein leidiger Trost für das Fehlschlagen der allgemeinen p Erwartung. Eine dritte Aufgabe des Concils war die Entscheidung über:: die Lehre des böhmischen Priesters Johannhus. Johann Hus war in Böhmen geboren und hatte seine:; Ausbildung auf der Universität Prag erhalten, an welcher er.: später auch Lehrer war. Nicht nur seine Gelehrsamkeit und Beredsamkeit, sondern vor allem auch sein ernster, sittlich-reiner.. Wandel verschafften ihm die Anerkennung und Bewunderung selbst! seiner Feinde. Durch seinen Freund Hieronymus wurde errc mit den Schriften des Professors Johann Wikless an dem

2. Mittelalter - S. 119

1879 - Dillenburg : Seel
— 119 — Universität zu Oxfort bekannt, in welchen die Uebermacht des Papstes, die verderbten Sitten der Geistlichen, die Lehre vom Fegfener und der Ablaßhandel angegriffen waren. Da Hns bald anfing, die Lehren Wikleff's zu verbreiten und nach seiner Lehre zu predigen — er war zugleich Prediger, — so wußte es der Erzbischos von Prag durchzusetzen, daß die Universität eine Anzahl Sätze aus den Schriften des Hns als ketzerisch und gefährlich bezeichnete; zugleich verbot er Hus das Predigen und verklagte ihn beim Papste. Dadurch entstand Aufregung im Volke, und als der Erzbischos Wikleff's Schriften verbrennen ließ, vergaß man sich soweit, Kirchen und Klöster zu plündern. Einer Vorladung des Papstes nach Rom leistete Hns keine Folge; er berief sich ans ein allgemeines Concil. Als Hus wiederholt und in Veranlassung eines besonderen Falles in scharfer Weise gegen den Ablaß predigte, sprach der Papst den Bann über ihn aus, und als das erregte Volk die Ablaßbulle verbrannte, belegte er Prag mit dem Interdikt. Da verließ Hus Prag und ging in seine Heimat, wo er unter großem Zulaufes Volkes unter freiem Himmel predigte. Das Interdikt war eine der schwersten kirchlichen Strafen über eine Gemeinde oder über ein Land. Jede kirchliche Handlung war verboten: die Kirchen waren geschlossen, keine Glocke war zu hören; kein Geistlicher begleitete die Leichenbegängnisse. Durch diese Strafe wurde gar bald jede Gemeinde und ganze Länder zur Unterwerfung unter die kirchliche Autorität gezwungen. Als das Coueil zu Constauz berufen ward, verlangte Hns, auf demselben erscheinen und seine Lehre vertheidigen zu dürfen. Da ihm Sigismund einen Geleitsbrief ausstellte, so begab sich >^us in gutem Glauben und ohne Arg nach Constanz. Nach kurzer Zeit aber, noch ehe er ein Verhör bestanden hatte, wurde er verhaftet und in ein höchst ungesundes Gefängnis geworfen. Den Kaiser, der über dies Verhalten höchst unwillig war, beschwichtigte man damit, daß man einem Ketzer das zugesagte freie Geleit uichl zu halten brauche, und — Sigismund war damit zufrieden. Nachdem Hus eine in Folge des ungesunden Kerkers über ihn gekommene schwere Krankheit überstanden hatte, kam er endlich imjuni 1415 zum Verhör. Trotzdem er die Richtigkeit seiner Lehre ans der heiligen Schrift bewies, forderte man von ihm Unterwerfung und Widerruf. Da er diesen, ohne ans Gottes Wort widerlegt zu sein, nicht leisten zu können glaubte, so wurde er als Ketzer und Jrrlehrer erklärt und verdammt. Seine Priesterkleidung riß man

3. Mittelalter - S. 120

1879 - Dillenburg : Seel
— 120 — ihm in Stücken vom Leibe; man setzte ihm eine papierne, mit Teufeln bemalte Mütze auf und übergab seine Seele dem Teufel, seinen Leib dem Tode. Auch dies erschütterte den glaubensstarken und überzeugungstreuen Mann nicht. Willig folgte er dem Vogte des Pfalzgrafen, dem er zum Verbrennen überliefert worden war. Auf dem Richtplatze angekommen, betete er noch einmal inbrünstig; dann wurde er von den Henkersknechten ergriffen und an den Pfahl gebunden. Als die Flamme des Scheiterhaufens emporloderte, fang Hus: „Christe, du Lamm Gottes, erbarme dich!" Darauf trieb ihm der Wind die Flamme und deu Rauch derart ins Gesicht, daß er erstickte. Seiue Asche streute man in den 1415 Rhein. — Dies geschah am 6. Juli 1415, dem zweiundvierzigsten Geburtstage des Hus. Ein Jahr später erlitt auch Hieronymus von Prag deu Flammentod. Die Folge der Ungerechtigkeit gegen Hus war eine schwere Ausregung der Böhmen, aus der sich ein verderblicher Krieg, der Hnsitenkrieg (1419—1436) entwickelte. Die Anhänger des Hus beschlossen nemlich, weder Bann noch Interdikt zu achten und die Lehre des Hus frei verkündigen zu lassen. König Wenzel räumte ihnen drei Kirchen ein, wo sie ihre Gottesdienste hielten und das Abendmahl in beiderlei Gestalt genossen. Da sie aber weitere Forderungen stellten, wollte ihnen Wenzel das bereits Gewährte wieder entziehen, was jedoch die Husiten so erbitterte, daß sie in Prozession unter Vorantragung des Kelches vor das Rathhaus zogen und die Auslieferung der schon verhafteten Glaubensbrüder forderten; als dies verweigert wurde, stürmten sie das Rathhans und warfen elf Rathsherrn zum Fenster hinaus. Bei der Nachricht hiervon starb König Wenzel plötzlich am Schlage, und als daraus Sigismund die Herrschaft über Böhmen übernahm, weigerten sich die Husiten, ihn anzuerkennen und erhoben die Waffen gegen ihn. So entbrannte der Husiteukrieg, in welchem die Husiten in todesverachtender Tapferkeit kämpften und alle Heere des Kaisers und des Papstes schlugen und durch welchen nicht nur Böhmen, sondern auch Oesterreich, Sachsen und Baiern auf's gräulichste verheert wurden; unter sich gespalten, waren die Husiten nach außen stets einig. Da kein päpstliches oder kaiserliches Heer etwas gegen die Husiten ausrichten konnte, so versuchte mau durch Güte die Ruhe wieder herzustellen. Papst Eugen 1\. berief ein Concil nach > Basel und lud die Husiten zu gütlichen Verhandlungen ein. Da i eine Einigung nicht erzielt wurde und die Husiten Basel verließen, , so wurden durch Abgesandte des Concils die Verhandlungen in ;

4. Mittelalter - S. 121

1879 - Dillenburg : Seel
— 121 — Prag fortgesetzt. So kam es zu den sog. Prager Compacten, in welchen den Hnsiten freie Predigt ihrer Lehre, die Bestrafung ihrer Geistlichen wegen Verbrechen (jedoch nur von der Landesobrigkeit) und der Kelch beim Abendmahle gewährt wurde. Nachdem der eine Theil der Husiteu, welcher dem Vertrage nicht beitrat, zur Anerkennung desselben gezwungen worden war, endigte 1436 der Husiteukrieg. Sigismund wurde auch von den Hnsiten als König von Böhmen anerkannt. Er starb schon im Jahre 1487, nachdem er seinen Schwiegersohn Albrecht von Oesterreich zu feinem Nachfolger ernannt hatte. ^ d. Bis zum Ende des Mittelalters. Nach Sigismnnds Tode bestieg unter allgemeiner Znstimmnng der Fürsten sein Schwiegersohn Albrecht Ii. den deutschen Thron (1437). Damit kam die Kaiserkrone wieder an das Hans Habsburg, bei welchem sie bis zur Auflösung des Reiches (1806) verblieb. Albrecht wollte aufrichtig das Wohl Deutschlands; er war streng und gerecht und dabei sehr thätig für das Reich. Unter ihm brachen die Türken wieder in Deutschland ein und nöthigten ihn zu einem Kriegszuge gegen sie. Aus dem Rückzüge aus dem Türkenkriege erkrankte er an der Ruhr und starb schon 1439. Er wurde allgemein betrauert. Ihm folgte sein Neffe Friedrich Iii. (1440—1493), wel-1440 eher eine lange Zeit über Deutschland regierte, aber so schwach und rchne Nachdruck, daß zu feiner Zeit wieder die größte Unordnung in Deutschland einrtß, daß die Greuel des Interregnums wiederkehrten, daß in Ländern, in welchen sonst der kaiserliche Befehl gegolten hatte, Veränderungen tiefgehender Art geschahen, ohne daß der Kaiser etwas gegen all' dies Unwesen thun konnte. Seine Schwäche gegen den Papst führte zu dem Wiener Eon-cor bat, welches viele den Deutschen eingeräumte Rechte zurücknahm, die groben kirchlichen Misbräuche aber bestehen ließ. Ebenfalls seine Schwäche war es, welche nicht nur zugab, sondern sogar veranlaßte, daß die französischen Könige sich in die Angelegenheiten der Schweiz mischten, so daß diese von jetzt an fcent Reiche mehr und mehr entfremdet und dem französischen Eingüsse hingegeben wurde. — So konnte er auch nicht verhindern, daß die Ungarn sowohl, als auch die Böhmen sich selbst Könige gaben; es blieb ihm tn seiner Schwäche nichts übrig, als dieselben zu bestätigen. Zn seiner Zeit — es war im Jahre 1453 — machten die Türken durch Eroberung von Constantinopel dem griechischen Reiche ein Ende. Statt in Erkennung der darin liegen-

5. Neue und neueste Geschichte - S. 30

1880 - Dillenburg : Seel
30 d. Tod Karls V. Nach so vielen getäuschten Hoffnungen und nach so vielen für ihn schmerzlichen Erfahrungen trug Karl V. feine Lust mehr, die Bürde der Regierung noch länger Zu tragen. 1556 Er übergab 1556 die Regierung seinem Bruder Ferdinand und zog sich in das Kloster St. Just in Spanien zurück. Dort soll er sich viel mit Uhrmacherei beschäftigt und versucht haben, den Gang zweier Uhren in Uebereinstimmung zu bringen, und als ihm dies nicht gelang, soll er ausgerufen haben: „Ich Thor wollte einst die ganze Welt unter einen Glauben bringen und kann jetzt nicht einmal zwei Uhren auf einen Gang bringen!" Er starb 1558. 3. pie iuforuttttian in Frankreich und in England. a. Ende des Concils; Stiftung des Jesuitenordens. Weil das Concil zu Trient von den Protestanten nicht beschickt worden war, so war von vornherein eine Einigung zwischen diesen und den katholischen Ständen ausgeschlossen; das Concil dauerte noch bis zum Jahre 1563; in seinen Beschlüssen erblicken die Katholiken die Verbesserung ihrer kirchlichen Zustände; durch die jebem Glaubensartikel angehängte Verdammungsformel wurde jedoch die Kirchentrenmmg für immer befestigt. Schon oben ist bemerkt, daß verschiedene Auswüchse des Protestantismus diesem gar sehr zum Nachtheil gereichten. Noch mehr that dies die zwischen den bentschen und den schweizerischen Protestanten herrschenbe Uneinigkeit, welche noch vor Melanchthons Tode in offenen Haß ausartete. Würbe so aus dem Schoße der evangelischen Kirche ihrer eignen Verbreitung entgegengearbeitet, so ließ es auch die katholische Kirche an der Bekämpfung der ihr feinblichen Elemente nicht fehlen. Noch zu Lebzeiten Luthers würde in der katholischen Kirche ein Orden gegriinbet, der eine Gegenmacht gegen die über Deutschlands Grenzen sich verbreitere lutherische Lehre sein sollte: der Jesuitenorden. Der Stifter desselben war Ignaz Loyola. Derselbe hatte sich anfangs der kriegerischen Laufbahn gewidmet; in Folge einer Verwundung wurde er zum Kriegsdienste untauglich. Während der sehr langsamen Heilung seiner Wunde hatte er die Lebensgeschichte Jesu und der Heiligen gelesen und entschloß sich nun, der Welt zu entsagen und sich dem geistlichen Leben zu widmen. In Paris verband er sich mit mehreren gleichgesinnten Freunden, das Leben der Bekehrung der Ungläubigen in dem heiligen Lande zu widmen. Da aber ein Krieg die Abreise nach Palästina verhinderte, so

6. Neue und neueste Geschichte - S. 11

1880 - Dillenburg : Seel
— 11 — den Worten zurück: „Ich will nicht mit Sigismund erröthen." Da zwei Kurfürsten (auch der Landesherr Luthers) bereits abgereist waren, so suchte der Kaiser das Werk Luthers noch dadurch zu hindern, daß er den vier andern Kurfürsten das Wormser Edikt zur Unterschrift vorlegte. In demselben wurde die Verbreitung der neuen Lehre strenge verboten, Luther für einen Ketzer erklärt und die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Darnach reiste der Kaiser ab nach Spanien und überließ die Regierung des Reiches einem Collegium von Reichsfürsten, an dessen Spitze sein Bruder Ferdinand stand. e. Luther auf der Wartburg. Noch ehe die Frist des freien Geleites abgelaufen war, befand sich Luther in Sicherheit; Friedrich der Weise hatte dafür gesorgt. Als Luther auf der Rückreise von Eisenach seitwärts fuhr, um einige Freunde zu besuchen, überfielen mehrere bewaffnete und verkappte Reiter seinen Wagen, rissen ihn heraus und schleppten ihn mit in den Waldbaus weiten Umwegen wurde er in der Nacht aus die Wartburg (bei Eisenach) gebracht. Hier erhielt er den Namen Junker Georg, mußte sich ritterlich kleiden, Bart und Haupthaar wachsen Jsaffeit und sich ritterliche Sitten und Geberden angewöhnen und fleißig mit den andern Rittern auf die Jagd gehen. Freilich gefiel ihm das Leben auf der Wartburg nicht; er schrieb an einen Freund: „Ich wollt lieber zur Ehre Gottes auf glühenden Kohlen brennen, als hier in der Einsamkeit halb leben und verfaulen." Meist saß er in seinem Zimmer und studirte oder schrieb Briese, welche durch geheime Boten an seine Freunde befördert wurden. Seine Gegner hielten ihn für todt, da er so plötzlich spurlos verschwunden war. Aber Luther lebte, und die Zeit seines Aufenthaltes auf der Wartburg gereichte feinem Werfe zu mächtiger Förderung. Das Mittel dazu war Luthers Bibelübersetzung in die deutsche Sprache, welche er auf der Wartburg begann. Es gab wohl schon deutsche Bibeln, aber diese waren nicht nach dem Grundiert der Heil. Schrift, sondern nach der lateinischen Bibel, der Vulgata, (vom Kirchenvater Hieronymus) übersetzt. Luther dagegen übersetzte direkt ans den Grundsprachen. Es war ein außerordentlich schwieriges und mühevolles Werk, die alten Schriftsteller so ins Deutsche zu übertragen, daß es von jedermann verstanden werden konnte; ein einzelner Spruch, ja ein einziges Wort Hat oft tage-, ja wochenlange Arbeit erfordert. Die (Schwierig-O

7. Neue und neueste Geschichte - S. 13

1880 - Dillenburg : Seel
— 13 — hältnisse an. Wie auf gemeinsame Verabredung erhoben sich in mehreren Gegenden Deutschlands die Bauern und forderten von ihren Gutsherren Aushebung der Leibeigenschaft und Beseitigung des harten Druckes, sich dabei auf Luthers Lehre von der Freiheit und auf die Bibel berufend. In zwölf Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen und schickten sie zunächst an Luther, damit er sich über dieselben ausspreche. Luther erkannte einige ihrer Forderungen als begründet an, ermahnte die Aufständischen jedoch dringend zur Ruhe; die Gutsherrn forderte er zur Mäßigung auf. Aber weder die einen, noch die andern hörten auf seine Stimme; bald brach in Franken, Thüringen, Schwaben und im Elsaß die Empörung offen ans. Die Bauern rotteten sich zusammen, Zogen unter schrecklichen Verwüstungen umher, um überall ihre zwölf Artikel zur Annahme und Geltung zu bringen; Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, Bilder und Crucifixe zertrümmert, die Burgen geplündert und niedergerissen, Edelleute und Priester mishandelt und getödtet. Der leidenschaftliche Karlstadt stand an der Spitze einer solchen Bande. Da schrieb Luther eine Schrift: „Wieder die räuberischen und mörderischen Bauern," worin er ihr Beginnen in der schärfsten Weise vernrtheilte; die Fürsten forderte er auf, die ihnen von Gott verliehene Macht gegen die Bauern und ihr frevelhaftes Werk zu gebrauchen. Der schwäbische Bund sammelte ein Heer und stellte es unter den Oberbefehl des Grafen Truchseß von Waldburg, dem ei nicht schwer wurde, die ungeordneten und ungeübten Bauernhaufen zu zerstreuen; die Reste der Zersprengten verkrochen sich in die Wälder, wurden aber, wenn man sie sand, aufs schonungsloseste niedergemetzelt. Noch ehe dieser Aufstand ganz gestillt war, brach in Thüringen ein andrer aus, an dessen Spitze Thomas Münzer stand. Dieser stammte ans Stolberg am Harz, war zuerst Gymnasiallehrer zu Braunschweig, dann Diakonus zu Zwickau; wegen fortgesetzter Streitigkeiten wurde er seines Amtes entsetzt, und wegen Aufwiegelung zum Widerstände gegen die Obrigkeit wies ihn der Magistrat zu Zwickau aus der Stadt. Als Karlstadt in Wittenberg den Bildersturm begann, begab er sich dorthin, mußte aber mit den übrigen Zwickaner Propheten von dort weichen. Nun trat er selbstständiger auf, rühmte sich göttlicher Offenbarungen, behauptete, das Wesen der christlichen Freiheit besser zu kennen, als Luther; er nannte Luther den „Dr. Lügner", „das geistlose, sanft lebende Fleisch zu Wittenberg;" eine ganz neue * Z.

8. Neue und neueste Geschichte - S. 15

1880 - Dillenburg : Seel
sich öffentlich für die Reformation nach der Lehre Luthers; der Gottesdienst wurde umgeändert, die Messe abgeschafft; die Geistlichen erhielten die Erlaubnis, zu heirathen (Luther selbst ver-heirathete sich mit einer früheren Nonne, Katharine von Bora): von den sieben Sakramenten behielt man nur zwei, die Taufe und das Abendmahl, bei. Ebenso geschah es in Hessen unter Philipp dem Großmüthigen. Markgraf Albrecht von Brandenburg, welcher zugleich Hochmeister des deutschen Ordens war, verzichtete auf seine geistliche Stellung, trat zur lutherischen Lehre über und verwandelte mit Zustimmung der Ordensstände das Ordensland Preußen in ein weltliches, erbliches Herzogthum, welches er von Polen zu Lehen nahm. Nach und nach traten der Reformation bei die Herzöge von Braunschweig, der Herzog von Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Stadt Magdeburg. Um das durch die bisherigen Kämpfe Errungene zu sichern, schlug Landgraf Philipp von Hessen ein Schutz- und Trutzbündnis unter den evangelischen Ständen vor; Luther und Melanchthon aber widerrietheu aufs dringendste die Anwendung äußerer Ge-walt. Als aber die katholischen Fürsten ans Schreck über den schnellen Fortgang der Reformation zusammentraten und über Gegenmittel beriethen, da gingen die evangelischen Fürsten auf Philipps Vorschlag ein und schlossen 1526 das Bündnis zu 1526 Torgau. In Folge dessen konnten die evangelischen Fürsten auf dem noch in demselben Jahre abgehaltenen Reichstag zu Sp ei er so nachdrücklich auftreten, daß ein ihnen günstiger Reichs-tags-Abschied erzielt wurde, durch welchen es jedem Reichsfürsten anheimgestellt wurde, „so zu leben, zu regieren und es zu halten, wie er es gegen Gott und kaiserliche Majestät zu verantworten sich getraue;" ein freies Concil sollte die kirchlichen Angelegen-Jyetten schlichten. Nun führten die evangelischen Fürsten die Reformation vollständig ein: das Klosterwesen wurde allenthalben aufgehoben, die Bibel in der Volkssprache verbreitet, der Gottesdienst in der Landessprache gehalten; vor allem verwendete man Sorgfalt ans den Unterricht des Volks und der Jugend. Zur Stutze des letzteren schrieb Luther seine beiden Katechismen, den großen für die Priester, den kleinen für das Volk, be-'vuders für die Jugend. Die Katechismen Luthers haben äußerer ^ 3ur Ausbreitung der neuen Lehre beigetragen. Auch die Kirchenlieder, welche Luther und feine Freunde zum Gebrauche in Kirche, Schule und Haus dichteten und zum

9. Neue und neueste Geschichte - S. 17

1880 - Dillenburg : Seel
— 17 — Um die der Reformation nachtheilige Trennung der Schweizer von den Deutschen zu beseitigen, entschloß sich Philipp von Hessen, die Häupter derselben zu einigen und so ein Zusammengehen der deutschen und der schweizerischen Reformation anzubahnen; er veranlaßte im Jahre 1529 das Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli zu Marburg, welches aber seinen Zweck so gründlich verfehlte, daß nicht nur keine Einigung zu Stande kam, sondern die Spaltung der Evangelischen in Lutheraner und in Reformirte von jetzt ab eine offene und dauernde ward. h. Der Reichstag zu Augsburg. Nach dem Reichstage zu Worms (1521) war Kaiser Karl V. sofort nach Spanien abgereist. Der französische König Franz I. hatte ebenfalls weder Geld noch Versprechungen gespart, um die deutsche Kaiserkrone für sich zu erlangen; als trotzdem Karl von Spanien gewählt wurde, ward er sofort dessen erbitterter Feind. In vier großen Kriegen (1521—1529) kämpften beide um die Uebermacht, aber Karl schlug seinen Gegner mehrmals (besonders bei Pavia 1525), und dieser mußte endlich im Frieden von Cambray 1529 sich den Bedingungen Karls unterwerfen. So in der Fülle seiner Macht kehrte Karl Y. nach Deutschland zurück und schrieb sogleich einen Reichstag aus, um künftigen Dürfengefahren vorzubeugen und die religiösen Streitigkeiten zu schlichten. Die Pracht dieses Reichstages war noch größer, als die des Reichstages in Worms. Schon lange vorher waren Luther und Melanchthon von ihrem Landesherrn aufgefordert worden, eine Zusammenstellung aller Puufte, auf welche sich die kirchlichen Streitigfeiten bezögen, vorzunehmen. Melanchthon, der den Kurfürsten nach Augsburg begleitete, war beauftragt, das evangelische Glaubensbekenntnis auszuarbeiten; Luther durfte als Geächteter nicht nach Augsburg kommen, er befand sich während des Reichstages zu Coburg. Die meisten protestantischen Fürsten waren schon lange vor Eröffnung des Reichstages in Augsburg und benutzten die Zeit bis zur Ankunft des -Kaisers dazu, sich in allen Stücken vollständig zu einigen. — Als der päpstliche Gesandte, den Segen spendend, in die Stadt einzog, blieben viele Häuprer bedeckt, und als der Kaiser die evangel. Fürsten aufforderte, an der Frohnleichnams-Prozeffion Theil zu nehmen, erklärten ihm diese durch den Markgrafen Hopf, Lehrbuch, Iii. 0

10. Neue und neueste Geschichte - S. 19

1880 - Dillenburg : Seel
— 19 — sich eine kriegerische Verfassung gab und Philipp von Hessen zum Oberbefehlshaber in Hessen und Sübbeutschlanb und Johann Friedrich von Sachsen (Johann der Bestänbige war Mb nach dem Nürnberger Religionsfrieben gestorben) zum Befehlshaber in Sachsen und Westphalen ernannte. Im Jahre 1537 würde der schmalkalbische Buub auf weitere sechs Jahre erneuert; in bemselben Jahre schrieb Luther bte schmalkalb i s ch e n Artikel, welche ebenfalls eine Bekeuntnisschrift der lutherischen Kirche geworben sinb. k. Luthers häusliches Leben. Hatte Luther sich durch Verbrennung der Bannbulle (1520) öffentlich von der katholischen Kirche losgesagt, so entfernte er sich um einen weiteren Schritt von ihr durch feine Heirat. Gar vielfach ist Luther wegen biefes Schrittes angegriffen worben, ob mit Recht ober Unrecht, bleibe hier unerortert. Das aber ist gewiß, daß er den Segen einer eblen, srommeu Häuslichkeit in reichem Maße empsunben hat und daß sein Familienleben ihm gar oft ein Trost in allen den äußeren Kämpfen gewesen ist. — Da mit der allmählichen Verbreitung der Reformation den evangelischen Geistlichen die Ehe erlaubt worben war, so hielt auch Luther sich nicht mehr an das Cölibat gebunben. Zu feiner Hochzeit schenkte ihm die Universität zu Wittenberg einen silbernen, innen öergolbeten Becher, der Magistrat spenbete eblen Wein, Bier und zwanzig Gulben; der Kurfürst wies dem jungen Ehepaar Wohnung in dem ehemaligen Klostergeßäube an. Das eheliche Leben selbst war ein Leben in heiliger Liebe; Luther war glücklich im Besitze seiner Käthe und blinkte sich reicher als Crösns mit all' feinen Schätzen. — Große Frenbe erlebte Luther an feinen Ktnbern, von benen ihm zwei Mäbchen, Elisabeth und Magbalena, balb wieber bahinstarben. Sein großer Schmerz über den Verlust seiner Lieblinge würde in etwas ge-Xtnbert durch den Gebanken an die Auferstehung und Wieber-vereiuigung. Nach dem Tode feiner Elisabeth schrieb er an einen Freunb: „Elisabeth hat uns Lebewohl gesagt, um zu Christo zu gehen," und als sein Leuchen im Sarge lag, sprach er: „Dir, liebes Leuchen, ist wohl geschehen; Du wirst wieber aufersteh« und leuchten wie ein Stern, ja wie die liebe Sonne." Der eine feiner Söhne, Hans, berselbe, an den er den köstlichen Brief: „An mein liebes Hänschen" schrieb, war später ein angesehener Rechtsgelehrter in Weimar, ein anberer, Paul, war Leibarzt des Kurfürsten. So groß die Liebe zu seinen Kinbern war, so 2* i
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